Der Februar fing ganz geschäftig an: Gleich von meiner Reise zurückgekehrt fing es sofort mit den Proben vom Gemischten Chor Hegnau an. Keinen Jetlag, keine Ruhe: Sofort ging es ans Werk in Wochenendproben, um die Stücke für das Jahreskonzert Ende Monat einzuüben. Und es war ein langer Sprint! 

Wir sassen teilweise tagelang im Probesaal und haben an den letzten Details geschliffen. Alles sollte nach Plan ablaufen, denn das Konzert war ein dramaturgisch bis aufs letzte konzipiertes Werk. Und dazu kam noch, dass die Lieder aus allen möglichen Stilrichtungen waren! Schweizerische Volksmusik traf auf Mendelssohn, und traditionelle Gospelgesänge mischten sich mit Heinrich Schütz. 

Die SängerInnen des Chors haben sich richtig ins Zeug gelegt um alles zu schaffen. Doch mehr dazu später! Vorerst mal hier ein Schnappschuss aus der Probe.

Gleich nach dem ersten Wochenende fand die erste Probe mit dem neu gegründeten Ensemble TRIQUETA statt. Mit Jonas und Tobias Krebs hatten wir uns Ende letztes Jahr zusammen gefunden und entschieden, gemeinsam Musik zu machen. Nicht nur irgendwelche, sondern irische Volksmusik und alte englische Lieder sollen im Zentrum stehen! Die ersten Konzerte sind zwar erst Ende April, doch wir wollten jetzt schon gemeinsam die Arrangements klären und verschiedene Instrumentation ausprobieren. 

Da hatte ich alle Hände voll zu tun: Gitarre, Bassgitarre, Irish Tin Whistle, Bodhran und auch noch Gesang… ein abwechslungsreiches Programm für mich. Worauf ich mich sehr freue! Ich hatte mir einige neue Instrumente bestellt und mich zwei Tage lang nicht schlafen können, bis sie endlich angekommen waren. Nun bin gespannt auf die grosse Herausforderung, diese wunderbaren Dinger weiterhin auszuprobieren und richtig bedienen zu lernen! 

Tobias Krebs hat einige wunderschönen Arrangements geschrieben, ich hatte ein tolles indisches Curry zum essen gekocht und die Atmosphäre war so entspannt und kreativ, dass uns der ganze Tag lachend und sehr schnell verging.

Einige Tage später bekam ich eine Nachricht, die ich fast nicht glauben konnte! Dunja Ciric, eine Malerin und meine ehemalige Nachbarin aus Serbien, hat mir gemeldet, sie würde mit ihrem Freund vorbeikommen! Sie würden einen ganzen Monat bei mir bleiben. Ich habe sehr lange darauf gewartet, da sie für mich ein Ölgemälde in mein neues Cembalo malen wollte. Das hätte eigentlich letzten Sommer geschehen sollen, doch sie fiel leider krankheitshalber aus, so wie auch ihre ganze Reise in die Schweiz. Umso besser, dass das jetzt passieren konnte!

Und so sind die beiden angekommen, ich habe für Sie ein Bett bezogen, und gleich fing es mit einem gemeinsamen Brainstorming an, was wir alles tun würden. Ins Cembalo sollte ein Rembrandt Kopie hinein gemalt werden, und da wollte ich eine kurze Film-Dokumentation drüber machen – man sieht uns hier beim Filmen eines Interviews ganz am Anfang. Dies wechselte sich ab mit Tagesausflügen mit den beiden, anregenden Gesprächen beim Abendessen, dem Austausch künstlerischer Ideen und letztendlich auch mit dem Entschluss, für das kommende Hauskonzert nicht nur eine Ausstellung ihrer Bilder, sondern gleich eine ganze Performance hinzulegen! Die weiteren Einzelheiten dazu haben sich über die folgenden Tage ergeben.

Bald darauf fing auch schon das nächste Semester an der ZHdK an, und auch das unterrichten an der KZO. Der Schulalltag machte sich aber nicht so breit wie sonst, da ich nur noch ausgewählte Kurse besuchte und nur noch projektweise an der Schule war. So konnte ich weiterhin eine gute Portion Zeit in meine eigenen Unterfangen investieren; das Aubleiben des Einkommens der Ende letzten Jahres aufgegebener Kantorenstelle in Greifensee machte sich definitiv bemerkbar, und so ging ich mit grossem Elan an die Vermarktung meiner Dienste auf dem Netz – mein selbsternanntes Ziel war es, bis September so viele Projekte und Engagements zu haben um komplett freischaffend sein zu können, wenn ich das wollte. 

Und so machte ich mich daran, dies zu tun, was jeder vernünftige Selbstunternehmer tun würde: An meiner Vermarktung zu arbeiten. Nach und nach habe ich meine Präsenz auf Instagram verstärkt, so dass ich bald schon täglich Post heraus gegeben habe. (man kann mein Profil hier einsehen) Schnell durfte ich merken, dass meine Fotobibliothek bei weitem nicht ausreichend war, um in diesem Tempo weiter zu machen ohne mich um neue Fotografien zu bemühen. Auch war schnell ersichtlich, dass sich die Fotobearbeitung von der Videoarbeit doch deutlich unterscheidet, neue Programme und ein Erarbeiten neuer Fähigkeiten nötig ist. Ich wusste auch gleichzeitig, dass meine Videokünste davon profitieren werden. 

Von #Hashtags und SEO gar nicht zu sprechen! Das war ein ganz neues Gebiet für mich – jemand, der Social Media über eine sehr lange Zeit gemieden hat – und eine sehr interessante Erfahrung, mich in all das einzuarbeiten. Im Grunde war das ganze Beziehungsarbeit, so wie im echten Leben auch; das konnte ich nach kurzer Zeit einsehen. 

Nach gut 100 Stunden (oder mehr!!!) Investition in Instagram konnte ich schon erste Erfolge verzeichnen und war zufriedener mit meiner Arbeit. Lightroom zu bedienen und gute Bildbearbeitung nützt überall im Leben, und davon werde ich sicher noch lange Gebrauch machen können. 

Nach und nach wurden meine Entwürfe für meine neue Website musik-video.ch auch konkreter. Ich hoffe, sehr bald an der konkreten Arbeit mit der Website anfangen zu können! Dafür bräuchte es ein, zwei freie Minuten, denn… 

…schon kam das Konzert mit dem Gemischten Chor Hegnau!

Unter die Geschichte «Der Graf von Monte Christo» von Alexandre Dumas stellte der Gemischte Chor Hegnau sein Jahreskonzert, das am 22.+23. Februar in Volketswil in der reformierten Kirche und in Greifensee im Landenberghaus aufgeführt wurde. Kurze und lustige Musik wechselte sich mit strengeren und ernsteren Stücken, während sich der rote Faden durch jeden Atem zog und die Geschichte immer ein bisschen weiter voranschritt. Ich hatte das Vergnügen vor zwei gefüllten Räumen zu sprechen und gemeinsam mit dem Chor und Yuuka Sakurai am Klavier und Johanna Rademacher, Sopran, zu musizieren. 

Der junge Seemann Edmond Dantès wird am Tag seiner Heirat mit Mercédès hinterhältig verhaftet und auf die Gefängnisinsel «Château d’If» verbannt. Dort lernt er seinen Zellennachbar Abbé Faria kennen, von dem er viel lernt und der ihm vom versteckten Schatz auf der Insel «Montecristo» erzählt. Als sein Freund Faria stirbt, schlüpft Dantès an seiner Stelle in den Leichensack und wird von Wächtern ins Meer geworfen. Er kann sich daraus befreien, wird gerettet und findet den unermesslichen Goldschatz. Mit dem grossen Wissen, das er sich im Gefängnis angeeignet hat, und dem enormen Vermögen steigt er als «Graf von Monte Christo» in die höchsten Gesellschaftskreise von Paris auf. Er findet heraus, wer ihn ins Gefängnis gebracht hat und rächt sich fürchterlich an den Verrätern.

Es war für alle ein packender Abend gewesen, und das über zweistündige Konzert verging für mich und für die Sänger wie für das Publikum wie im Fluge. Es ist eine so grosse Freude für mich, solche Projekte durchzuführen, wo ich eine literarische Vorlage mit Musik vereinen kann, dass ich es kaum ausdrücken kann! Auf jeden Fall bin ich jedes Mal sehr erfüllt.  

Und es ging gleich schon weiter mit den Vorbereitungen für das nächste Konzert – das Hauskonzert mit der Austellung und Performance von Dunja Ciric. Dieses würde den Monat Februar schön abschliessen. 

Dunja und ich haben lange überlegt, was wir machen wollten. Ausgangsmaterial waren ihre Bilderreihe von Zeichnungen mit dem Titel „Identidades Tristes“. Es waren graue Zeichnungen von Menschen mit weissen Gesichtern, jedes mit einer verschiedenen Abstufung von Traurigkeit oder seinem eigener verdrehter Persönlichkeit – über ein Dutzend verschiedener Charaktere, die wir an die Wand hängen würden. Dazu fand ich die Charakterstücke DuPhlys für Cembalo passend, die ich vor kurzem in mein Repertoire erarbeitet habe; auch dort hatte jedes einzelne Stück seine eigene Empfindsamkeit und seine eigenen Quirks. 

So hatten wir die Bilder und Musik – doch wir wollten mehr machen, wir wollten ein Gesamtkunstwerk. Da sollten auch noch Film hinein, um visuell noch mehr anzusprechen, und ich wollte gerne eine Bedeutung auch durch Worte vermitteln. Wir würden uns auch weiss anmalen, um mit den weissen Gesichtern auf den Zeichnungen zusammen zu gehören. Klar war uns, dass das Konzert nun den Titel „Kurz vor Mitternacht“ tragen würde – eine dunkle Stimmung, das Gefühl von zeitlichem Stehen und trotzdem ein baldiger Neuanfang bald absehbar. (Da passte DuPhly auch hervorragend als letzten Cembalist und Vertreter des ancien régime vor der französischen Revolution).

Zuerst wollte ich etwas literarisches von Kafka dazunehmen, um die Dunkelheit und die Verwirrung zu unterstreichen, doch wir entschieden uns schlussendlich für etwas gemässigteres – das Stundenbuch von Rainer Maria Rilke. Und wir wollten dann Filmausschnitte von Landschaften ohne Menschen im Filmstil vor dem ersten Weltkrieg laufen lassen. So habe ich mit laufendem Projektor und weissem Gesicht Auszüge aus Rilkes Stundenbuch gelesen und Charakterstücke aus DuPhlys erstem Buch gespielt, während Dunja vor ihren aufgehängten Bildern ein weiteres Bild live mit Kohle gezeichnet hat (und dies noch halb auf dem Kopf). Das Licht ging erst am Schluss des konzerts auf/an, als sie den grossen Karton aufgeklappt hat und das Bild zu sehen war.

Abschliessend zum Februar kann ich sagen: Ich bin weiterhin sehr glücklich mit meinem Start ins neue Jahr und freue mich auf viele weitere schöne Momente und spannende Abenteuer!